Hanau im Wandel Interview: „Der Stadthof ist das mutigste Projekt zur Transformation einer Innenstadt“
Ein Großprojekt wie der Stadthof braucht starke Partner an seiner Seite. Nico Ubenauf (CEO satis&fy) und André Stromeyer (Geschäftsführer HBB Centermanagement GmbH & Co. KG) blicken im Interview auf das Geschaffene und das Kommende.
Herr Stromeyer, Herr Ubenauf, Sie sind mit Ihren Unternehmen enge Partner des Stadthofs mit ganz unterschiedlichen Themen. Wo bringen Sie ihre Expertise ein?
Nico Ubenauf: „Gerade zu Beginn haben wir uns in zahlreichen Brainstormings sehr grundsätzlich mit der Frage auseinandergesetzt, wie Innenstadt und vor allem die Transformation von leerstehenden Kaufhäusern neu gedacht werden kann. Daraus wurde ein Konzept entwickelt und ein Design erstellt, mit dem wir die Inszenierung des Gebäudes und den Innenausbau des Erdgeschosses umgesetzt haben.“
André Stromeyer: „Wir unterstützen im Bereich der Vermietung und akquirieren neue Mieter durch unser großes Netzwerk. Diese müssen mit ihrem besonderen Konzept dazu beitragen, die Stadt zu einem besonderen und attraktiven Anziehungspunkt zu machen. Der zweite Aspekt ist der laufende Betrieb des Stadthofs, für den wir beratend zur Seite stehen. Hier können wir mit unserem großen Erfahrungsschatz durch die zahlreichen Eröffnungen und dem Betrieb von Einzelhandelsimmobilien jeglicher Art unterstützen.“
Was ist für Sie das Besondere am STADTHOF HANAU?
André Stromeyer: „Der Stadthof ist ein innovatives und wegweisendes Projekt. Viele Städte stehen vor der Frage, was mit leerstehenden Warenhäusern geschehen soll. Da uns Hanau durch unsere langjährige Zusammenarbeit besonders am Herzen liegt, war die Bereitschaft und Freude, Teil des Projektes sein zu dürfen, sehr groß. Für mich persönlich noch etwas mehr, denn das Forum Hanau war vor vielen Jahren eines meiner ersten Projekte bei HBB.“
Nico Ubenauf: „Für mich ist der Stadthof das mutigste Projekt zur Transformation einer Innenstadt und zur Lösung der eklatanten Herausforderung, die man in so vielen Städten sieht. Das beeindruckt und motiviert mich und uns, einen Beitrag zu leisten.“
Herr Stromeyer, Sie betreuen mit HBB auch das Forum Hanau. Konkurrieren das Forum und der Stadthof?
André Stromeyer: „Nein, denn der Stadthof ist ja kein klassisches Einkaufszentrum. Hier wird es zum Beispiel Läden geben, die bisher noch nicht stationär tätig waren. Die Ladenflächen sind deutlich kleiner und das gesamte Konzept zielt darauf ab, ständig neue Welten mit innovativen Konzepten zu kreieren, die sich vielleicht sogar nur für ein paar Wochen präsentieren wollen. Das Forum, ist vom Mieter- und Branchenmix her ganz anders konzipiert und aufgestellt. Durch das ergänzende Zusammenspiel zwischen Stadthof, den Fußgängerzonen und dem Forum wird Hanau noch attraktiver und wird dadurch auch mehr Besucher und Besucherinnen aus dem Umfeld anlocken.“
Herr Ubenauf, Sie sind mit ihrem Team von Beginn an beim Projekt Stadthof mit dabei. Was zeichnet Hanau in diesem Projekt aus?
Nico Ubenauf: „Ich kann voller Überzeugung sagen, dass die Zusammenarbeit eine der angenehmsten Kooperationen ist, die wir seit Jahren haben. Wir genießen so viele Freiheiten, die bei uns im Team eine große Dynamik ermöglicht haben. In vielen Kommunen wird man aufgrund des politischen Meinungsprozesses eher entschleunigt. In Hanau hat man das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen, was ein großes Alleinstellungsmerkmal ist.“
Inwiefern kann der Stadthof als Modell für die Revitalisierung von Innenstädten dienen?
Nico Ubenauf: „Meine Hoffnung ist, dass der Stadthof mit seiner unterhaltsamen und inspirierenden Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Agora und Kunst ein Katalysator für andere Projekte in deutschen Innenstädten wird. Der Stadthof ist für sehr viele offene Fragen ein erster Akzent. Wenn es uns gelingt, Antworten zu finden, hat Hanau eine großartige Chance, eine Leuchtturmstadt zu werden, in der stationärer Handel noch funktioniert.“
André Stromeyer: „Generell müssen Städte multifunktionaler werden. Themen wir Wohnen, Arbeiten und Freizeitangebote werden immer wichtiger. Es geht darum, die Aufenthaltsqualität zu steigern, die Menschen runter vom Sofa, weg von den Smartphones zu holen und ihnen ein Erlebnis zu bieten.“
Nico Ubenauf: „Die Innenstadt muss ein Ort werden, der sich nicht mehr an typischen Leistungsindikatoren, wie ‚Kaufpreis pro Quadratmeter‘, orientiert. Der Indikator ‚Erlebnis pro Quadratmeter‘ wird viel entscheidender werden.
André Stromeyer: „Einkaufen, Bildung, Ausstellungen, Gastronomie und Veranstaltungen, künftig auch Sport und Unterhaltung, finden sich im Stadthof unter einem Dach. Die Multifunktionalität wird für den Stadthof und alle Einkaufszentren und Innenstädte elementar bleiben.“
Mit Blick auf die Eröffnung: Worauf freuen Sie sich am meisten?
André Stromeyer: „Ich finde den Abend vor der Eröffnung immer sehr spannend. Denn im Hintergrund wird bis auf die letzte Sekunde immer noch gearbeitet, damit die Eröffnung am nächsten Tag auch wirklich stattfinden kann. Wenn dann am nächsten Morgen das Band durchschnitten ist und der Betrieb läuft, ist der Moment gekommen, an dem man selbst entspannen und die Reaktionen der Kundinnen und Kunden beobachten kann, wie das im Vorfeld lange durchdachte Gesamtkonzept annehmen.“
Nico Ubenauf: „Auf diesen Moment blicke ich auch ganz besonders, würde aber eher von Aufregung sprechen. Unser Team hat sich so intensiv mit der Gestaltung auseinandergesetzt und so viele Dinge umgesetzt, die neu und anders sind, die man so im Kontext von Einzelhandel noch nicht gesehen hat, dass wir einfach aufgeregt sind, zu sehen, wie die Dinge angenommen werden.“
Link zum Magazin: Hanau im Wandel Magazin
Bildrechte: Stadt Hanau / Moritz Göbel